Le Lech
Ein Tiroler Microadventure

 

 

Text und Bilder: Michael Neumann

 

 

Ein Mittwochnachmittag Anfang Juli in Augsburg. Die Sonne lacht vom Himmel und das badearme Lechwasser sprudelt durch den Eiskanal. Der Blick ins Internet offenbart: das Hoch ist groß und auch das nahe Lechtal in Tirol lockt mit wolkenlosem Himmel. Schnell noch ein Blick auf den Schreibtisch und in den E-Mail-Eingang, dann fällt die spontane Entscheidung: Microadventure. Schnell sind die Enduros auf dem Dach, Schlafsäcke, Isomatte und Trockensack im Kofferraum und Steeg im Navi.

 

 

Zwei Stunden später stülpen wir die Neodeckel über die Gepäckluken und legen ab. Sofort nimmt uns der flotte Lech mit auf die Reise. Sein klares Schmelzwasser gluckst in einem offenen Kiesbett dahin und kommt ab und zu in Rage, wenn es am Ende eines Kiesbetts eine Etage tiefer rauscht. Mehr wie Wildwasser II bietet der Lech bei diesem Wasserstand aber nicht auf, so dass wir mit den Enduros 450 und 380 nicht in die Bredouille geraten.

 

 

Nach zwei Drittel der Strecke beginnt des Vergnügens zweiter Teil: das Lagerleben am Flussufer. Nach ja, zumindest fast. Per Definition beinhaltet ein echtes Haustürabenteuer, neudeutsch Microadventure genannt, immer auch eine Übernachtung. Und wo schläft es sich schöner als fern der Zivilisation an einem frei fließenden Wildfluss.

Allerdings ist das Campieren im Naturpark Lech verboten, doch bei Camping Rudi in Häselgehr findet sich mit etwas Fantasie durchaus ein Stellplatz in Flüssnähe, der einen glauben lässt, in Kanada zu sein – zumindest wenn man sich die nahe Kirchturmspitze wegdenkt.

 

 

Spät nach Mitternacht schlummern wir auf unseren Isomatten ein, über uns schwarze Bergsilhouetten und ein makelloser Sternenhimmel.

 

 

Als keine fünf Stunden später der Wecker klingelt, braucht es trotzdem nicht lang, bis wir wieder in der Senkrechten sind. Der frühe Vogel und so … Erstens wollen wir maximal früh aufs Wasser, um das Kanada-Feeling mit in den erwachenden Tag zu nehmen, und zweitens ist immer noch Wochentag und um 12 Uhr wollen wir zurück am Schreibtisch sein … trotz des wenigen Schlafs erholt und vollgetankt mit neuer Abenteuerlust fürs nächste Microadventure.