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Familienkanuurlaub zwischen Haßfurt und Würzburg

 

Text & Bilder: Michael Hennemann

 "Achtung! Bitte zurückbleiben, die Türen schließen“. Meinem Sohn macht der Job als  Schleusenmeister sichtlich Spaß und es ist wirklich kinderleicht:  Nach der Einfahrt der Boote  einfach am Bedienpanel den Schalter in die Position für Talfahrt stellen und den roten „Buzzerknopf“ gedrückt halten. Wie von Geisterhand schließen sich die Schleusentore und der Wasserstand fällt auf das erforderliche Niveau. Sobald die unteren Schleusentore sich wieder geöffnet haben, kann es weiter gehen.

 

Der fränkische Abschnitt des Mains ist vom Zusammenfluss des Roten und Weißen Mains bis Aschaffenburg auf einer Länge von über 350 Kilometern als Kanuwanderstrecke ausgewiesen. Unter sich bleiben Paddler auf dem noch jungen Main, aber unsere sechsköpfige Reisegruppe will mal schauen, wie sich der Main unterhalb der Regnitz-Mündung in Bamberg so zum Paddeln eignet.

 

Schon beim Start auf dem freundlichen Zeltplatz der Naturfreunde Haßfurt zeigte uns der Main, was er zu bieten hat: Während wir unsere Zelte in erster Reihe direkt am Ufer aufbauten, schoben sich imposante Kreuzfahrtschiffe zum Greifen nahe direkt vor unseren Nasenspitzen vorbei.

 

 

 

Unsere anfänglichen Bedenken, ob wohl noch Platz für die Kajaks bleibt, erweisen sich schnell als unbegründet. Der Main ist stets breit genug, damit Paddler, Sportbootfahrer, Lastkähne, Kreuzfahrer und Ausflugsschiffe ungefährdet aneinander vorbei passen. Nur vor dem mächtigen Sog sollte man sich in Acht nehmen und bei der Begegnung mit einem „großen Pott“  nicht zu dicht ans Ufer ausweichen.

Ansonsten ist das Wasserwandern auf dem Main herrlich unkompliziert: Die weithin sichtbaren „Gelbe Welle“-Schilder kennzeichnen die Ein- und Ausstiegsstellen und auf den Tafeln kann man schon vom Wasser aus erkennen, welche Servicemöglichkeiten es vor Ort gibt und wie weit es bis zur nächsten Anlegestelle ist.

 

 

 

Das Filetstück der Strecke ist natürlich die Volkacher Mainschleife. Während die Berufsschifffahrt geradeaus über die Schleuse Gerlachshausen-Astheim im Mainkanal weiterfährt, gelangen Paddler über die Sportbootschleuse auf den ursprüngliche Altarm des Mains und die angenehme Strömung trägt uns in engen Windungen durch üppiges Grün vorbei an Eisvögeln und Graureihern.

 

Aber auch die übrigen Abschnitte geizen nicht mit landschaftlichen Reizen und der Main sucht sich seinen Weg mal inmitten von bewaldeten Höhen, mal zwischen sonnenverwöhnten, mit Wein bestandenen Hängen. Entlang der Ufer laden idyllische Winzerdörfer zum Landgang mit Weinprobe. Mittelalterflair pur bietet das beschauliche, von einer Stadtmauer umzingelte Sommerhausen.

 

Dazu gesellen sich Städtehighlights wie die von Rhön, Steigerwald und Haßbergen eingerahmte ehemals freie Reichsstadt Schweinfurt und auf den letzten Kilometern leitet uns die hoch über der Stadt thronende Festung Marienberg den Weg in die UNESCO-Weltkulturerbestadt Würzburg, wo wir bei Flusskilometer 254 am Steg des Würzburger Kanuvereins anlegen.

 

Auch wenn der Urlaub dieses Mal hier endet ist klar: Wir kommen wieder, um auch noch die verbleibende Strecke bis Aschaffenburg aus der Kajakperspektive zu erleben.