TOUR 2

 

∼ Bohuslan ∼

 

Sehnsucht nach Meer!

 

Nach einer Woche auf und um den Svartälven brechen wir auf in Richtung Küste. Wir verabschieden uns von den 3 Bayern und wieder geht es mit schwedischer Gelassenheit über Schwedens riesige Straßen.

Zuerst hatten wir überlegt, ob wir vielleicht die Aland-Inseln besuchen sollten und diese dann aus der Perspektive eines Kajakers kennen lernen sollen, aber unsere Wahl fällt auf Bohuslan, der legendären Schärenlandschaft nördlich von Göteborg und unweit gelegen von der norwegischen Grenze.

Auch wenn unsere Touryaks keine reinen Seekajaks sind, so sind wir überzeugt, dass unsere Boote der perfekte Kompromiss für eine Vielzahl von Touren sind.

Also wieder das gleiche Spiel am Abend vor unserer Tour:

-        Ausrüstung sortieren

-        Proviant sortieren

-        Alles wasserdicht verpacken

-        Alles wieder raus, weil wir Dinge eingepackt haben, die wir schon auf der

ersten nicht brauchten

-        Alles wasserdicht neu verpacken

-        Alles in die Luken!

Dieses mal scheinen wir deutlich mehr Platz zu haben. Da wir nur 5 Tage draußen sein werden, fällt der Proviant-Vorrat deutlich kleiner aus. Einen Kajakwagen brauchen wir auch nicht. Dafür müssen wir unser Trinkwasser für die nächsten Tage mitnehmen und so findet das Trinkwasser in Flaschen und Wassersäcken seinen Weg ins und aufs Kajak.

 

Zum Glück haben wir uns am Vortag im Kajak-Center von Grebbestad eine detailierte Karte der Gegend gekauft, die im Detailierungsgrad so ziemlich jede Karte in den Schatten stellt, die ich bisher in der Hand hatte.

Jeder Stein, auch wenn er nur wenige Zentimeter aus dem Wasser ragt ist hier verzeichnet. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn sonst verfährt man sich hier sofort.

 

Als wir unsere Kajak zu Wasser lassen fällt uns sofort das unglaublich klare Wasser auf. Mehrere Meter tief können wir sehen, was unter uns passiert.

 

So verlassen wir die Bucht von Saltvik und biegen ab in Richtung Norden. Fast wellenfrei liegt sie vor uns. Die Ostsee – Das Meer, dass mich schon seit meiner Kindheit in seinen Bann gezogen hat. Immer wieder zieht es mich in meiner Freizeit sonst zum Fischen an die See, aber das Meer zu erfahren mit reiner Muskelkraft hat schon fast etwas Magisches. So habe ich die Ostsee noch nie gesehen. Ein komplett andere Perspektive und extrem reizvoll.

 

 

Wir wählen die Route am äußeren Rand der Schären – vorbei am Leuchturm geht es für uns immer Richtung Norden. Wir wollen in den Klosterhavet-Nationalpark.

 

Doch wie aus dem Nichts auf kommt heftiger Wind aus Nordwest auf und lässt innerhalb von Minuten Schaum auf den Wellen tanzen. Aus der glatten See ist ein tosendes Meer geworden – ohne Vorwarnung und ohne jegliches Anzeichen.

Uns wird bewusst, dass Kajakfahren auf dem Meer, etwas komplett anderes ist, als Paddeln auf einem kleinen Fluss. Das Wetter hier spielt hier eine eklatant andere Rolle. Nicht dass wir uns unsicher gefühlt hätten, aber die Überraschung, wie schnell der Wind das Paddeln verändert hat uns schon ein wenig Respekt einflößt.

 

Doch nach 20 Minuten Gegenwind ist der Spuk wieder vorbei und wir genießen die Fahrt durch die verschiedenen Inseln und schlagen unser Zelt am Strand einer auf einer der Schären auf.

 

Schnell noch die Angel raus, denn die Makrelen sind gerade extrem räuberisch unterwegs, aber irgendwie scheint mein Blinker nicht der Richtig zu sein und so muss halt doch die Tütensuppe herhalten.

 

 

Als wir am nächsten Morgen einen Blick auf die Karte werfen, sind wir uns nicht sicher, wie breit der Kosterkanal ist, den wir auf unserem Weg in Richtung Sydkoster überqueren müssen.

 

„Nur bei gutem Wetter und von geübten Paddlern zu überqueren“ steht auf unserer Karte. Die Warnung von starken Strömungen und regem Bootsverkehr lassen uns zweimal überlegen, ob wir „Erfahrene Paddler“ sind, oder es erst noch werden. Aber zumindest passt das Wetter und so überqueren wir bei strahlendem Sonnenschein und wenig Wind den Kosterkanal, dessen andere Seite wir nach gut 5 km erreichen.

Immer wieder tauchen neben uns Seehunde auf, die uns neugierig verfolgen und uns scheinbar nie aus den Augen lassen. Hätte ich doch bloß die ein oder Makrele gefangen. Dann hätten wir jetzt eine Begleitung auf unserer Überfahrt.

 

Auf der anderen Seite angekommen machen wir erstmal eine Pause und checken die Karte nach Biwakplätzen und unsere Wahl fällt auf einen Platz rund 7 km von uns entfernt.

Hätten wir keine Karte, so würden wir den Platz sicher nicht so schnell finden. Unsere Route führt uns durch ein Labyrinth von Inseln und Steinen und wir können verstehen, warum Bohuslan bei Paddlern einen immer größeren Stellenwert gewinnt. Es müssen nicht immer die Schären vor Stockholm sein!

 

Unser Zeltplatz liegt an einer kleinen Bucht, windgeschützt und völlig einsam. Der einzige Unterschied zu Robinson Crusoe ist, dass wir ein Boot haben und er nicht.

Auf der anderen Seite der kleinen Insel liegt die Ostsee – nur getrennt durch eine Reihe von kleinen Felsen, die aber laut Karte aber Namen tragen die Holmeskär oder Syderskär.

Ich hole meine Drohne aus dem vorderen Laderaum und genieße die Aussicht, die mein fliegendes Auge mir bietet. Spektakulärer wäre dieser Anblick sicher nur noch, wenn vielleicht ein Vulkan seine Lava direkt vor uns ins Meer spucken würde.

 

 

 Müßig zu erwähnen, dass wir selten auf unseren Reisen einen solchen Sonnenuntergang sehen durften, denn wie ein roter Feuerball versinkt die Sonne am Horizont.

 

Als am nächsten Morgen der Wind die Ostsee aufpeitscht sind wir etwas unsicher, ob die Passage zurück ans Festland so einfach zu machen ist, schließlich ist es unser erstes Mal auf dem Meer.

Doch auch wenn die Wellen Schaumkronen schmeißen – wir fühlen uns sicher in unseren Touryaks und genießen sogar den Ritt durch die Wellen.

 

Und wie bereits die Tage davor, werden wir wieder mit einsamen und wunderschönen Übernachtungsplätzen belohnt.

Diese Eindrücke, der Ritt durch die Wellen und der Geschmack des Salzes in der Luft, lassen uns sicher sein,

dass die Bohuslan und die Ostsee uns nicht das letzte Mal gesehen haben.

 

 

Auch von dieser Kajak-Tour in Schweden gibt es einen Film. Zu finden auf dem Youtube-Kanal "Spotventure" der beiden und hier links direkt zum Anschauen.

 

Viel Spaß!