TOUR 1

 

∼ Svartälven ∼

 

Der schwarze Fluss!

 

 

 

 

 

Auf dem Campingplatz Varmlandsgarden beziehen wir für 2 Nächte Quartier und sortieren erstmal unsere Ausrüstung.

Schon auf unseren Motorradtouren standen wir immer wieder vor den brennenden Fragen:

„Was nehmen wir mit?“ Und da wir noch nie 5 oder 6 Tage mit dem Kajak in der Wildnis unterwegs waren, lässt die nächste Frage natürlich nicht lange auf sich warten: „Wohin mit dem ganzen Kram?“

Wie packt man eigentlich ein Kajak? Und wie sieht es mit der Gewichtsverteilung aus?

Voller Hoffnung, dass wir alles mitbekommen, breiten wir uns auf unserem Zeltplatz aus und packen unsere Ausrüstung in diverse Packsäcke.

Nach und nach finden Schlafsäcke, Isomatten, das Zelt, Proviant für 7 Tage, die Kamera, Angelausrüstung, Drohne und sogar Tisch und Stühle Ihren Weg in die großzügigen Ladeabteile der Boote.

 

 

 

 

 

 

Als wir uns am nächsten Morgen von Johann an die Aussetzstelle bringen lassen lacht uns die Sonne direkt ins Gesicht und das Thermometer zeigt angenehme 22 Grad.

Etwas untypisch für die Jahreszeit hier oben, aber vielleicht haben wir Glück und das Wetter hält sich einigermaßen in den nächsten Tagen.

Jetzt in der Nachsaison ist es hier auf dem Svartälven – dem schwarzen Fluss – relativ leer. Nur 3 andere Kanus und eine Familie aus Bayern, ebenfalls unterwegs mit ihren Prijon-Booten haben den Weg zur Einsetzstelle in der Nähe von Tyfors gefunden.

Uns soll es Recht sein, denn genau das haben wir gesucht – Ruhe und Entspannung.

Pechschwarz so scheint es, sucht sicher Fluss seinen Weg durch die Wälder, die hier in Mittelschweden gigantische Ausmaße zu haben scheinen. Trinkwasser haben wir keines dabei – aber uns wurde versichert, dass man das Wasser hier ohne weiteres Trinken kann.

„Es ist halt etwas trübe – das kommt vom Eisen!“ gibt uns Johann zu verstehen.

Nach ein paar Kilometern – die erste Portage – Nur rund 150 Meter – aber da wir noch nichts aus unserem Proviant verzehrt haben, sind die Boote samt Ausrüstung noch etwas ungewohnt zu händeln, aber schon 2 Kilometer später können wir unser Geschick erneut beweisen.

Dieses Mal klappt es gleich viel besser und die Boote sind im Nu auf den Kajakwagen verzurrt.

Als wir gerade aufbrechen wollen erreichen aus Christine, Achim und Magnus, die mit uns gemeinsam gestartet sind den Ausstieg. Wir kommen schnell ins Gespräch als wir feststellen, dass auch die Drei in Prijons unterwegs sind und rein zufällig die gleichen Farben gewählt haben.

Die 600 Meter meistern wir gemeinsam, bevor sich unsere Wege trennen.

Hier wird der Svartälven zu einem engen und sich windenden Fluss. Graureiher und Spechte sind unsere ständigen Begleiter und selbst Biberburgen finden sich in regelmäßigen Abständen an den Ufern. Aber leider lässt sich keiner der großen Nager blicken.

Nach 15 Kilometern suchen wir uns ein lauschiges Plätzchen auf einer kleinen Insel und lassen relativ früh die Seele baumeln und genießen die Ruhe und den Sonnenuntergang.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Morgen packen wir das Zelt komplett trocken zusammen. Und wieder finden die Ausrüstung und alle Packsäcke genau den gleichen Platz wie am Vortrag – wer hier Disziplin zeigt, der hat auf einer solchen Tour definitiv die besseren Karten.

 

 

Mit dem Kajak ist man hier ein echter Exot, denn der Svartälven ist Kanadier-Revier.

Langsam fließt der schwarze Fluss vor sich hin, und fast verpassen wir die Ausfahrt, die uns über einen kleinen Nebenarm auf Mögreven bringt. Der kleine Wegweiser hier ist nicht sofort zu erkennen und so klein, dass wir sicher nicht die ersten sind, die Ausfahrt hier verpasst haben.

Gut 3 Kilometer paddeln wir entgegen der Strömung, bis wir den Biwakplatz für heute Abend erreichen.

Kajak

Für Tag 3 steht uns eine längere Portage bevor. Gut zweieinhalb Kilometer, mitten durch den Ort Lesjöfors soll es gehen. Aber die Portage soll ja asphaltiert sein. Also keine große Herausforderung so scheint es.

Nach Kilometern für mittelgroße Seen, die immer wieder mit sich windenden Kanälen verbunden sind kann Läsjöfors nicht mehr weit sein und die Anfahrt zur Umsetzstelle lässt uns zweifeln, ob wir hier richtig sind, denn Lesjöfors soll ja eine Stadt sein.

Aber der Flusslauf gleicht hier eher einem Nebenarm eine Dschungel-Flusses als der Ausstieg einer Portage durch einen Ort.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gerade als wir unsere Touryaks aus dem Wasser haben hören wir andere Paddler. Die Bayern scheinen uns irgendwie zu verfolgen. Christine, Achim und Magnus haben am Vorabend die Abzweigung in Richtung Lesjöfors verpasst und haben somit heute 8 Kilometer mehr in Armen.

Und die lange Portage steht uns allen noch bevor.

Perfekt alsphaltiert liegt sie vor uns – aber dass es rund 1,8 Kilometer stramm bergauf geht, steht natürlich nicht in der Karte.

So ziehen sich die Kilometer durch den Ort, der auch schon mal bessere Zeiten gehabt zu haben scheint. Wer ein Beispiel für gescheiterten Strukturwandel sucht, dem sei ein Besuch von Lesjöfors ans Herz gelegt.

 

 

 

 

Nach einem Eis und einer Cola aus dem örtliche Coop erreichen wir das Ende der Portage und genießen die letzen Kilometer bis zu unserem Nachtlager direkt am Wiedereinstieg in den Rämmen.

 

Die Wettervorhersage sagt für den nächsten Tag Sturm voraus – in Böen bis 70 km/h. Wir sind unsicher, ob wir als Anfänger die Überquerung des großen Rämmen wagen sollen. Aber der anfängliche Rückenwind ist ein nicht zu verachtendes Argument für schnelles Vorankommen.

Solange wir keine Wellen von der Seite bekommen ist ja alles gut. Und so surfen wir großen Wellen mit unseren Kajaks ab und haben mächtig Spaß, wenn sich die Wellen über dem Bug brechen.

Perfekt liegen unsere Boote im Wasser und selbst die schaumbekronten Wellen von der Seite nach unserem Beidrehen lassen nicht einen Moment das Gefühl von Unsicherheit aufkommen.

So machen wir richtig Strecke und sind schneller an der letzten Umtrage für heute, als wir es glauben können.

 

Nach diversen Portagen soll diese zwischen dem Lösjön und dem Sundsjön die schwierigste sein.

Etwas ungläubig stehen wir vor dem „Weg“ zum Wasser, der als Einsetzstelle ausgewiesen ist. Den Kajakwagen können wir getrost vergessen und so nehmen wir alle unsere Kraft zusammen, die beladenen Boote irgenwie über die Felsen zu wuchten.

Öfter mal knallt uns eines der Boote gegen einen der Felsen und sucht sich seinen Weg durch die Botanik.

Gut dass wir kein laminiertes Boot haben – wir sind uns sicher, dass ein laminiertes Boot entweder das ein oder andere Loch abbekommen hätte, oder aber zumindest nicht mehr sehr ansehnlich wäre.

 

 

 

Die stürmische Nachtruhe heute haben wir uns redlich verdient.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als wir am nächsten Morgen  zusammenpacken stellen wir fest, dass der Wind auf den Sundsjön arg aufgefrischt hat. Der Wetterbericht sagt für heute Böen mit rund 80 Stundenkilometern voraus und wenn wir dachten, wir wären am Vortag schon schnell auf den Wellen gewesen – heute können wir die Paddel gleich als Segel nutzen, so sehr schiebt uns der Rückenwind voran. Und so erreichen wir das Ende unserer Tour bereits einen Tag früher als geplant. 85 Kilometer liegen hinter uns.

Nachdem Johann uns und andere wieder zum Värmlandsgarden zurückgebracht hat, heißt es erstmal Boote putzen, Ausrüstung sortieren und gleich neue Pläne machen. Und auch unsere neuen bayrischen Freunde haben den Weg hierher gefunden. Bei einem zünftigen schwedischen Bier und einem billigen Wein aus dem Tetrapak schmieden wir neue Pläne.

 

Bereit für ein neues Abenteuer in einem neuen Revier!

 

⟩ Hier findest du in Kürze den Link zum zweiten Abenteuerbericht ⟨

 

Von diesem und den beiden anderen Kajak-Touren in Schweden gibt es je auch einen Film. Zu finden auf dem Youtube-Kanal "Spotventure" der beiden und hier links direkt zum Anschauen.

 

Viel Spaß!